Samstag morgens, 3 Uhr, und der Wecker klingelt! Keine 4 Stunden geschlafen, ach was sage ich, hin und her gewälzt in der Hitze. Aber egal – aufstehen – in einer halben Stunde steht Thomas P. vor der Tür, schließlich wollen wir den WUB laufen und rechtzeitig zur Startnummernausgabe in Bielefeld (ich weiß, was Ihr jetzt denkt) sein.
Die Sachen habe ich schon am Vorabend gepackt und so stehe ich wirklich pünktlich um 3:30 vor der Tür. Es folgte eine unspektakuläre Hinfahrt; die Nervosität liegt, auch angesichts der angesagten Temperaturen deutlich über 30 Grad im Schatten, in der Luft. Für Thomas ist es der erste 100 km Lauf, für mich der Test, ob ich nach meinem ersten DNF ever (die TorTour de Ruhr musste ich wegen starker Schmerzen im Knie nach 115 km abbrechen) noch in der Lage sein werde auch unter schwierigen Bedingungen durchzuziehen.
Nach kurzer Suche des richtigen Tores auf das Gelände der Stadtwerke Bielefeld, nach dem stressfreien Abholen der Startunterlagen und der kurzen Begrüßungsrede durch den Veranstalter Jan-Olof Wadehn, den ich schon beim Tripple-Marathon 2014 kennengelernt habe, und der noch einmal auf die erwarteten Temperaturen hinweist und aufzeigt, dass die Gesundheit vorgeht und die Cutoff-Zeit ignoriert werden kann, geht es 6:00 Uhr los. Die ersten 2 Kilometer begleitet Jan-Olof uns mit dem Rad in Richtung Wappenweg, danach kann jeder sein eigenes Tempo wählen.
Es geht fast sofort bergauf und recht schnell in den Wald – wunderschöne Trails folgen und nach einigen Kilometern ziehen die Wolken bodennah über den Höhenzug – ein toller Anblick. Am ersten VP wartet @SchluppenChris, der extra angereist ist, um uns zu begrüßen.
Die Strecke bleibt interessant, mal geht es über Felder, mal über Asphaltwege vorbei an schönen Bauernhöfen und auch immer wieder über gut zu laufende Trails. Die steigende Temperatur stört erst einmal nicht. Das ist auch den zahlreichen Verpflegungspunkten zu verdanken, teilweise sind diese sogar privat organisiert. Immer wieder finden wir Wannen mit kühlem Wasser. Sowohl der Kopf-. als auch der Handgelenks-Buff werden immer gut nass gemacht. Ab und zu sind sogar Duschen und Schläuche vorhanden, also Trinkrucksack ab und einmal komplett nass machen, das bringt einen über den nächsten Kilometer.
Leider hat Thomas zwischen Kilometer 50 und 60 mit Krämpfen zu kämpfen und schickt mich schließlich vor. Zum Glück ist mein Pessimismus in diesem Moment, sein Finish betreffend, unbegründet.
Ich schließe recht schnell zu Babett, die die komplette Strecke in FiveFingers läuft, und Thomas (ein seltener Name 😉 ) D. auf, die uns vorher überholt haben. Das Tempo ist genau richtig und die beiden sind, wie sich in den folgenden Stunden zeigt, sehr nett und eine angenehme Laufbegleitung. Nach ca. 70 Kilometern ist es dann auch richtig heiß, definitiv kein Wetter für einen 100 Kilometer Lauf. Aufgaben steht aber zu keinem Zeitpunkt zur Debatte.
Die nächsten 20 Kilometer sind ganz einfach zu beschreiben; im Schatten wird gelaufen, in der Sonne zügig gegangen. Allerdings gibt es in diesem Teil der Strecke nicht sonderlich viel Schatten. Für mein Knie, das immer noch nicht zu 100% fit ist, sind die Gehpausen aber genau richtig.
Kurz vor dem Ende kommt dann noch eine kleine Gemeinheit, es geht noch einmal von unter 100 auf über 300 m hoch und das mit mehr als 90 Hitzekilometern in den Beinen. Der Rat am VP diesen Anstieg auf jeden Fall zu gehen war irgendwie lustig – auf die Idee den hochzulaufen wäre sowieso kein normaler Mensch gekommen.
Den Berg geht es auch wieder runter, auf fiesen kleinen Steinen, und hier bin ich gegenüber Babette und Thomas mit meinen neu erworbenen HOKA One One Clifton 3 Schlauchbooten (danke Dealer) klar im Vorteil – keine Steine durch die Sohle, keine Blasen.
Nach 14:45:31 kommen wir 3 gemeinsam ins Ziel. Das ist zwar dreieinhalb Stunden über meiner Bestzeit, aber für die Verhältnisse bin ich mehr als zufrieden, und das Knie hat auch irgendwie gehalten – naja, so halbwegs.
Thomas kommt 75 Minuten später auch an und kann sich jetzt 100 Kilometer Läufer nennen, und das bei diesen Bedingungen.
Der Lauf ist klasse und ich kann mir durchaus vorstellen dort noch einmal anzutreten. Mit dem Track auf der Uhr, der vorher bereitgestellt wurde, ist der Weg auch gut zu finden. Die Organisation ist gut, erst recht wenn man bedenkt, dass es erst die zweite Auflage ist.
Als nächstes steht der LIDOMA VIII am 18.09. an, danach am 30.10. wie fast jedes Jahr der Röntgenlauf mit seinen 63,3 km. Bei letzterem werde ich wohl auch Babett und Thomas D. wiedertreffen, ich würde mich freuen.