Laufen und Selbstmanagement

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Wieder in der Spur – 13. Platz beim Remscheider Röntgenlauf 2016

Nach langer Knieverletzung und dem Desaster bei der TorTour de Ruhr (einziger DNF meines bisherigen Läuferlebens nach 115km)  aber erfolgreicher Teilnahme am WUB im August, folgten im Dreiwochenrhythmus der LIDOMA VIII auf einer Motocross Strecke, den ich als vierter in knapp unter 4 Stunden beendete, der Essen Marathon mit offensiv angekündigter 3:30, die ich dann sogar um fast acht Minuten unterbot, und als Saisonabschluss der Röntgenlauf.

Am Röntgenlauf hatte ich bereits sechs Mal teilgenommen, fünfmal über die Ultradistanz, einmal über die nur selten angebotenen 100 Kilometer. Auf der 63,3 km Strecke bin ich bei meinem ersten Start im Jahre 2007 6:11Std. gelaufen, danach bin ich immer unter den sechs Stunden geblieben. Die Bestzeit stammt aus dem Jahr 2011 mit einer 5:36:irgendwas. Die restlichen dreimal liegen alle in einem kleinen Zeitabschnitt zwischen 5:53 und 5:48. Bei der 5:48 bin ich 2013 mit 1:35 durch die Halb- und mit 3:23 durch die Marathonmarke, danach aber völlig geplatzt mit Krämpfen, Überkeit und Sternesehen und alles zeitgleich. Ob es am schnellen Anfangstempo oder an dem nicht an die warmen Temperaturen angepassten Trinkverhalten lag, wird ein ewiges Geheimnis bleiben.

Jedenfalls kam mir spätestens nach Essen die bekloppte Idee, dass eine Zeit unter sechs Stunden auch diesmal zu schaffen sein müsste. Die letzten Wochen war das Knie relativ friedlich, vor allem zeigte es kaum Reaktion auf Laufkilometer, sondern eher auf Sitzminuten im Büro. Und schlechte Momente werden inzwischen einfach verdrängt.

Also wurde das Ziel SUB6 von mir auf Facebook offensiv rausposaunt – ein bisschen Druck hat mir noch nie geschadet. Als Laufschuh wurde schon zwei Wochen vorher der HOKA One One Clifton ausgesucht und nach Studieren der Wettervorhersage stand fest, dass Sommeroutfit möglich wäre. Außerdem ergab ein Vergleich der vorherigen Läufe die optimalen Durchgangszeiten von 1:40 bei HM und 3:35 bei Marathon – genug Puffer, um hinten heraus „sterben zu können“, wäre dann da. Da ich extrem gut bergab laufe, aber berghoch eine wandelnde Katastrophe bin und der erste HM deutlich mehr negative Höhenmeter hat, die auf dem dritten Segment alle wieder zurückgeholt werden wollen, ist diese ungleiche Rennaufteilung für mich ideal.

Vor dem Rennen war ich sehr aufgeregt und stellte alles infrage – „das mit unter sechs kann nach den letzten 18 Monaten nicht gehen“, „mit einem HOKA unter 6 Stunden ist unmöglich“, „für in Kurz zu laufen ist es viel zu kalt“ – ich beließ aber letztendlich alles beim Plan.

Nach dem Start hielt ich mich auf der kleinen Lennep-Schleife erst einmal sehr zurück, wenn ich auch den einen oder anderen, der sich – Ihr kennt das – wieder viel zu weit vorne eingeordnet hatte, überholte. Danach war es wie immer auf meinem persönlichen Lieblingsstück, bergab wurde geballert und bergauf liefen einige der vorher Überholten wieder vorbei. An den VPs tat ich mir von Anfang an die Ruhe an, auch nette Gespräche mit Mitläufern wurden immer wieder geführt. Das ganze bei strahlendem Sonnenschein und idealen Temperaturen. Die Halbmarathonmarke traf ich dann auch in perfekten 1:39:25.

Das mittlere Segment ist von jeher mein absolutes Hasssegment, das ewige auf und ab durch einen trostlosen Herbstwald, nur unterbrochen durch die tolle Müngstener Brücke. Diemal kam es aber anders, bei Sonnenschein war der Wald auf einmal wunderschön und auch die Berge waren in der Vergangenheit schon steiler. Ich vermiede es konsequent die Zwischenzeiten anzuschauen und genoss den Lauf in vollen Zügen. Bei Marathon ging ich dann in 3:33:39 durch, nur minimal schneller als geplant. Der Sprecher machte aus meiner Nummer 6219 eine 6216 und kündigte mich als Frank Müller aus Bottrop an. Diejenigen unter Euch, die diesen tollen Ultraläufer und Menschen kennen, wissen warum ich damit sehr gut leben kann.

Das dritte Segment ist leicht beschrieben, die Beine wurden schwerer, aber ich lief jeden Berg. Irgendwann war ich mir ziemlich sicher, dass die 6 Stunden Grenze wieder fallen würde (inzwischen hielt ich Zeit und Kilometer im Auge). Als mir dann auffiel, dass meine Suunto Ambit 2 fast einen Kilometer zu wenig drauf hatte, erschein mir auf einmal sogar die 5:47 und damit meine zweitbeste Zeit realistisch. Ich gab also alles, was ich noch hatte und lief sogar den kompletten Schlussanstieg, wobei ich dem Berg mein gewohntes „ich hasse Berge“ entgegen brüllte, und kam schließlich in absolut nicht für möglich gehaltenen 5:41:55 als 13. ins Ziel. Das ist keine 6 Minuten hinter meiner Bestzeit, bei der aber der Röntgenlauf der Saisonhöhepunkt und auch das ganze Training darauf ausgerichtet war.

Ich bin sehr zufrieden und blicke jetzt wieder deutlich optimistischer in die Zukunft. Nächstes Jahr ist dann u.a. der Mauerweglauf geplant und 2018 würde ich gerne noch einmal die TorTour de Ruhr versuchen, wenn vermutlich aber nur über die 100 Meilen (das musste ich dem Knie versprechen). Zum Jahresausklag vor dem Skiurlaub in Galtür freue ich mich noch auf den Eulenkopf.

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